Woher kommt das Mau-Mau-Spiel? Wer hat es erfunden? Wo und wann wurde es zuerst gespielt? Wer hat die Regeln festgeschrieben und wie haben sie sich verbreitet?
So einfach diese Fragen scheinen, so schwer fällt es, sie zu beantworten. Wer die Geschichte des Mau-Mau-Spiels ins Dunkel der Vergangenheit verfolgen will, findet wenige klare Antworten, aber doch viel Amüsantes und Wissenswertes.
Spielkarten – ein östlicher Kulturimport
Spielkarten stammen, soweit man weiß, aus China, Korea und Indien. Erst vor etwa 800 Jahren haben sie Europa über die Seidenstraße erreicht.
Das Mittelalter war globaler, als wir uns heute oft denken: Krieger, Missionare, Händler und fahrendes Volk tauschten Waren, Erfindungen und Ideen – darunter natürlich auch Spielideen! Ab dem 14. Jahrhundert tauchen Verweise auf Kartenspiele in Europa auf.
In Südeuropa wird zum Beispiel Naib erwähnt, das vermutlich orientalischen Ursprungs war. Daraus entstand das Wort Naipes, wie die Spielkarten im Spanischen auch heute noch genannt werden.
Teufelszeug und Sündenpfuhl
Das Europa des späten Mittelalters durchlebte dunkle Zeiten: Die Pestepidemien verbreiteten Angst und Schrecken. Die Inquisition erstarkte. In diesem Klima galten der kirchlichen Obrigkeit Spielkarten und Kartenspiele schnell als lasterhaft. Es gibt zahlreiche mögliche Begründungen: Die Karten hätten zum Glücksspiel verleiten können und mit dem beliebten Tarot-Spiel kam auch noch ketzerische Magie ins Spiel.
Wo auch immer die Besorgnis ihren Ursprung hatte, in jedem Fall sind viele der ersten Belege für Kartenspiele in Europa kirchliche und gesetzliche Verbote ebendieser. So qualifizierte ein Berner Gericht im Jahr 1367 ein in der Region kursierendes Kartenset als „Gebetbuch des Teufels“ und verbot es. Auch Naib wurde in dieser Zeit unter Strafe gestellt. Aus heutiger Warte ist klar, dass kirchliche Verbote und Verteufelung der Kartenspiele gescheitert sind.
Das Französische Blatt und seine Symbolik
Waren Spielkarten vor der Erfindung des Buchdrucks oft von Künstlern angefertigte Unikate, so konnten sie dank der Druckerpressen schon bald in Massen produziert und unters Volk gebracht werden. Das französische Lyon war vor gut 400 Jahren eines der Zentren der Spielkartenproduktion.
Am Hof des Königs und in den Salons seiner adligen Untertanen erfreuten sich die Kartenspiele großer Beliebtheit. An die absolutistische Zeit erinnern uns heute die Kartenbilder König, Dame und Bube. In Frankreich wurden sie bis zum späten 18. Jahrhundert mehr oder weniger konsistent mit bestimmten royalen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht. Das bedeutet aber nicht, dass diese Spielkarten durch ihr Vorbild entstanden sind.
Die Künstler, die die Karten gestalteten, hatten wahrscheinlich jeweils ihre eigenen Präferenzen. Bis heute hat sich vorrangig die folgende Zuordnung der vier Könige zu historischen Persönlichkeiten erhalten: trèfle (Treff – Kreuz) – Alexander der Große, pique (Pik – Lanze) – David, König von Israel, coeur (Herz) – Karl der Große und carreau (Quadrat – Karo) – Julius Cäsar.
Als Damen wurden die Königinnen als solche, aber auch Juno Regina, Athene, Judith und Rahel ins Spiel gebracht. Mit den Buben verbinden sich die Legenden von Ritter Lancelot, Holger Danske – ein Widersacher Karls des Großen, La Hire – getreuer Soldat an der Seite Jeanne d’Arcs und dem trojanischen Helden Hector.
Spielregeln – Ablegen, Anlegen, Sammeln…
Spielen spiegelt den Charakter des Menschen: Manche schummeln, andere nicht. Die einen sind ehrgeizig im Spiel und wollen gewinnen, andere freuen sich selbst am Verlieren. Es gibt die Liebhaber des Risikos und die, welche eher Vorsicht walten lassen. Im Mau-Mau Palast seid ihr alle willkommen, solange ihr gerecht bleibt!
Denn der Drang zu spielen ist ein ebenso menschliches Grundbedürfnis wie der Drang zu essen, zu trinken und zu schlafen und so weiter.
Friedrich Schiller schrieb sehr schön: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Die Spielfreude hat immer neue Spiel-Varianten und Regeln zutage gefördert. Und schließlich fand sich die optimale Kombination aus Glücks- und Strategiespiel, die ausreichend vielen Spielern gefiel. So entstanden im 19. Jahrhundert die heute noch weitverbreiteten klassischen Kartenspiele wie Skat, Whist und Bridge. Ende des 19. Jahrhunderts kam Rommé hinzu. Das Mau-Mau-Spiel kann im Vergleich dazu auf keine solche beeindruckende Vita verweisen – es wird erst ab den 1930er-Jahren erwähnt.
Weiterentwicklungen und Varianten
Trotz seines relativ jungen Alters hat Mau-Mau schon zahlreiche Nachkommen hervorgebracht: Die bekannteste Weiterentwicklung ist wohl UNO vom amerikanischen Spielzeughersteller Mattel. Daneben gibt es noch Mio von Piatnik, Assano von ASS Altenburger, SOLO von Amigo und das – nicht mehr erhältliche – MAD-Kartenspiel von Parker. 2013 brachte Ravensburger Mau-Mau Extreme auf den Markt.
Glück oder Strategie? Mau-Mau vor Gericht
Was der Kartenspiel-Jüngling vorweisen kann, ist ein ordentlicher Gerichtsprozess! Es fand sich ein Kläger und somit auch ein Richter: Man wollte klären, ob Mau-Mau ein Glücksspiel sei – und damit der entsprechenden Gesetzgebung zur Regulierung des Glücksspiels unterliege.
Seit dem 29. April 2011 gilt in Deutschland: Ja, Mau-Mau ist ein Glücksspiel, argumentierte das Verwaltungsgericht Düsseldorf per richterlichem Entscheid:
Das Spiel weise durchaus „Geschicklichkeitsmomente“ auf, doch seien diese für den Spielausgang von geringerer Bedeutung als die „Zufallsmomente – Verteilung der Karten auf die Spieler, der Reihenfolge der Karten im Stapel, Bestimmung der ersten offenen Karte, die bedient werden muss“. Dennoch hat mancher Spieler eine Mau-Mau-Strategie oder wenigstens Faustregeln, die häufiger Erfolg bescheren. Solche Ansätze findest du auch in unseren Mau-Mau-Lektionen.
Nachdem der Glücksspielcharakter des Mau-Mau nun offiziell von einem deutschen Verwaltungsgericht geklärt wurde, können wir Kartenspiel-Fans uns entspannt zurücklehnen: Wunderbar – komplexe Strategiespiele gibt es genug. Ohne Köpfchen wird man Mau-Mau nicht gewinnen, aber man mag sich eben nicht jeden Tag den Kopf über Skat-Ansagen zerbrechen. Manchmal soll das Kartenspielen unterhalten und Spaß machen und dann heißt es: Mau-Mau!